Der wachsende Güterverkehr auf unseren Straßen belastet zunehmend Umwelt und Klima (Umweltbundesamt, 2019). Ausweg hieraus bietet eine Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene und Binnengewässer (UBA, 2019). Bis 2030 hat sich das Land Baden-Württemberg das Ziel gesetzt, dass die Hälfte aller transportierten Güter bzw. jede zweite Tonne klimaneutral transportiert werden soll.
Wo steht Baden-Württemberg in dieser Entwicklung?
Die Länderinitiative Kernindikatoren (LiKi) vergleicht mithilfe verschiedener Umweltindikatoren deutsche Bundesländer im Zeitverlauf. Gemäß den LiKi nahm zwischen 2012 und 2021 der Anteil des Eisenbahn- und Binnenschiffsverkehrs an der Güterverkehrsleistung in BW ab. Baden-Württemberg befinde sich damit 2021 unter den schlechteren 25 % aller Bundesländer. Die grafische Darstellung der Güterverkehrsleistung in Baden-Württemberg verdeutlicht, dass im Zeitverlauf zwar mehr Güter per Zug und Schiff transportiert wurden (grüner Graph), der Anteil am Güterverkehrsaufkommen jedoch bis auf 19,2 % im Jahr 2022 sank (oranger Graph) (LiKi, 2024).
Um die Emissionen im Güterverkehr zu senken, hat das Land Baden-Württemberg das Güterverkehrskonzept Baden-Württemberg entwickelt. Das Konzept sieht vor, die Infrastruktur für klimafreundlichen Güterverkehr auszubauen. Im Blick auf das Ziel: jede zweite Tonne klimaneutral, betont das Verkehrsministerium (VM) jedoch: „Die meisten Güter werden auch in den nächsten Jahren auf der Straße transportiert werden. Unsere Lkw müssen daher umweltfreundlicher werden“ (Verkehrsministerium Baden-Württemberg, 2024).
Bis 2030 sollten daher ca. ein Drittel der schweren Lastwagen und Sattelzugmaschinen elektrisch fahren. Heute müssten dafür bereits drei Prozent der schweren Lastwagen mit Batterie fahren. Tatsächlich waren im ersten Halbjahr 2024 aber erst 0,3 Prozent aller Sattelzugmaschinen elektrifiziert. Betrachtet man nicht nur Sattelzugmaschinen, sondern alle Lkws, sind es 1,5 Prozent (VM, 2024).
Was bedeutet das für die baden-württembergische Verkehrspolitik?
Die Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs in BW sollte vorangetrieben werden. Dabei ist jedoch nicht zu vergessen, dass es einen strukturellen Wandel hin zu mehr Gütertransport per Zug und Schiff geben muss. Die zukünftige Entwicklung des Güterverkehrs hängt maßgeblich von politischen Weichenstellungen ab. Verkehrsprognosen, die besagen, dass der Straßenverkehr zunimmt, beruhen auf einer Politik, die keinen strukturellen Wandel vorantreibt. Eine systematische Förderung des Gütertransports auf Schienen und Binnengewässern kann die Prognosen schnell ändern, erfordert aber vor allem auch den Einsatz von erheblichen finanziellen Mitteln. Das Land Baden-Württemberg sollte daher seinen Gestaltungsspielraum voll nutzt, um die Klimaschutzziele auch im Güterverkehr zu erreichen.