Rudersberg ist ein gutes Beispiel für verkehrliche und gestalterische Konzepte für die Ortsdurchfahrt. Die Stadt richtete eine innerörtlich beruhigten Verkehrszone durch die Gestaltung der Straße und nicht durch das Aufstellen vieler Verkehrsschilder ein. Sie nutzt shared spaces (gemeinsam genutzte Räume), die eine Gleichberechtigung unter den verschiedenen Verkehrsteilnehmer:innen herstellen.
Zuvor war das Leben entlang der Durchgangsstraße von Rudersberg – einer Landesstraße mit einer Verkehrsbelastung von 11.500 Kfz (DTVW) – geprägt von Verkehrslärm. Nachdem der Bau einer Umgehungsstraße 2007 durch einen Bürgerentscheid abgelehnt wurde, musste eine andere Lösung gefunden werden, um die Aufenthaltsqualität des Ortszentrums zu erhöhen. Ziele der umfangreichen Baumaßnahmen waren:
- Die Ortsdurchfahrung für Lkw deutlich unattraktiver zu machen und so zumindest einen
Teil des Schwerverkehrs auf Strecken außerorts zu verlagern. - Den Verkehr innerorts durch attraktive und sichere Fuß- und Radverbindungen zu reduzieren.
- Die Ortsmitte für Anwohnerinnen und Anwohner sowie für Einzelhandel und Gastronomie
attraktiver zu machen und für eine Belebung der Ortsmitte zu sorgen. - Dank einer barrierefreien Straßenraumgestaltung eine Ortsmitte zu schaffen, die für alle
Bürgerinnen und Bürger erreichbar ist, und damit die soziale Teilhabe für alle zu garantieren.
Erreicht wurden diese Ziele durch den Umbau der 650 Meter langen Ortsdurchfahrt: Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h, breitere Fußwege, Sehbehindertenleitsysteme, eine optische
Verengung der Fahrbahn, einheitliche Pflasterung von Fuß- und Fahrwegen sowie abgesenkte
Bordsteine.
Der Umbau war ein voller Erfolg: Das Unfallaufkommen blieb unverändert gering. In der Ortsmitte siedelten sich neue Einzelhandels- und Gastronomieangebote an und beleben so positiv die neue Ortsmitte. Außerdem kann man ein gesteigertes Engagement bei Investitionen in die Sanierung von Gebäuden beobachten, was zusätzlich zur Attraktivitätssteigerung beiträgt