Mittelfristig sollen rund 4,3 Mio. innerdeutsche Flugreisende auf die Schiene umsteigen
15.04.2021 Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) und die Deutsche Bahn (DB) starten einen gemeinsamen Aktionsplan zur stärkeren Vernetzung der Verkehrsträger mit dem Ziel der Senkung der Treibhausgas-Emissionen im Verkehrssektor. In der Erklärung kündigen die beiden Parteien an, mit einer Reihe von Maßnahmen die Schnittstellen zwischen den Verkehrsträgern und das Mobilitätsangebot so zu verbessern, dass sich mehr Reisende für die Schiene entscheiden, insbesondere bei der Anreise zu Drehkreuzflughäfen.
Mit einem attraktiveren Bahnangebot soll sich ein Fünftel der innerdeutsch mit dem Flugzeug Reisenden, rund 4,3 Millionen Fluggäste, für den Umstieg auf den Zug entscheiden. Im Jahr 2019 hat die Luftverkehrsbranche rund 23 Mio. Reisende verzeichnet, davon 8 Mio. im Zubringerverkehr und 15 Mio. auf reinen Inlandsreisen. Im Ergebnis ließe sich der Anteil des innerdeutschen Luftverkehrs an den CO2-Emissionen in Deutschland um ein Sechstel reduzieren.
Grafik: DB AG / BDL, unbefristet frei für journalistisch-redaktionelle Zwecke.
Drei Punkte stehen im Fokus des Aktionsplans:
- Wachsendes Angebot an Zubringerzügen zu internationalen Flügen:
Das Angebot Lufthansa Express Rail wird um weitere innerdeutsche Strecken wachsen. Dort, wo die Passagiere das Angebot annehmen und vermehrt auf die Schiene umsteigen, kann die Luftverkehrswirtschaft folgerichtig Flugfrequenzen reduzieren und auch Verbindungen einstellen, wie etwa auf der Verbindung Köln-Frankfurt oder zuletzt auf der Strecke Berlin-Nürnberg. Die schnellen Bahnverbindungen sollen v.a. Zubringerflüge zu großen Drehkreuzen sowie den Individualverkehr mit dem PKW zum Flughafen auf die Schiene verlagern. - Leichteres Umsteigen zwischen Flug und Zug:
Eine optimierte Wegeführung und Beschilderung werden Reisenden den Umstieg zwischen Flieger und Bahn einfacher machen. Der Umstieg am Flughafen zwischen dem Zug und dem Sicherheitsbereich des Flughafens soll für intermodale Kund:innen verbessert werden. Dabei soll auch die Gepäckhandhabung einfacher werden. Den Start hierfür macht der Flughafen Frankfurt/Main. - Schnellere Zugverbindungen zwischen Metropolen:
Der Bund baut mit der DB die Bundesschienenwege zur etappenweisen Realisierung des Deutschlandtakts aus. Dies ermöglicht kürzere Reisezeiten und bundesweit aufeinander abgestimmte Anschlusszüge. Der Aktionsplan berücksichtigt leistungsstark ausgebaute, attraktive Schienenverbindungen insbesondere zwischen den Metropolen und bessere Umsteigebeziehungen im Nahverkehr. So kann der Bedarf für Inlandsflüge auf immer mehr Strecken überflüssig gemacht werden.
Berthold Huber, DB-Vorstand Personenverkehr: „Bereits zum Fahrplanwechsel ab Dezember bieten wir mit neuen superschnellen Sprinter-Verbindungen mehr Alternativen zu Kurzstreckenflügen an. Zusätzlich binden wir die Flughäfen noch enger an die Schiene an. Dabei wollen wir eng mit der Luftfahrt zusammenarbeiten. Der jüngste Ausbau unserer Partnerschaft mit der Lufthansa ist hierfür wegweisend.“
Peter Gerber, Präsident des Luftverkehrsverbands BDL: „Mit einem wachsenden Angebot auf der Schiene und optimierten Schnittstellen werden mehr Menschen auf die Schiene umsteigen. Das ist ein wichtiger Baustein für den Klimaschutz im Verkehrsbereich.“
Um Zubringerflüge zu ersetzen und um PKW-Fahrten zu den Flughäfen zu vermeiden, ist die Anbindung der großen Drehkreuze an die Schiene ein zentraler Faktor. Schon heute sind fünf Flughäfen mit dem Fern- und Nahverkehr (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Köln/Bonn und Leipzig/Halle) und weitere sieben Flughäfen mit dem Nahverkehr (Dresden, Friedrichshafen, Hamburg, Hannover, Lübeck, München und Stuttgart) verknüpft. Der Flughafen Stuttgart wird ab Dezember 2025 an den Fernverkehr angebunden. Ferner prüft der Freistaat Bayern in einer Machbarkeitsstudie Optionen für eine weitergehende Anbindung des Flughafens München. Diese wird vom BDL zur Stärkung der Intermodalität als erforderlich eingeschätzt.
Als einen Schritt in die richtige Richtung bezeichnete es der Ehrenvorsitzende von Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, marktwirtschaftliche Mechanismen zu nutzen, um mehr Kunden aus der Luft auf die Schiene zu bekommen, zitiert die Neuen Osnabrücker Zeitung. Verbote von Inlandsflügen, wie sie in Frankreich auf den Weg gebracht würden, könnten „nur ein letztes Mittel“ sein.
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