Eine Verdoppelung der Nachfrage im Öffentlichen Personennahverkehr bis 2030, so die Empfehlung der ÖPNV-Zukunftskommission, die Verkehrsminister Winfried Hermann am vergangenen Donnerstag vorstellte. Zehn Handlungsfelder, 30 Teilziele und 130 Maßnahmen listet ihr Abschlussbericht auf.
Diese Ausweitung des ÖPNV-Angebots gegenüber dem Jahr 2010 sei unerlässlich für die Erreichung der Klimaziele des Landes. Dazu müsse die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs erheblich gesteigert werden.
Beteiligt an der Zukunftskommission waren Verwaltungen, Verkehrsverbünde, die Bahn und regionale Verkehrsträger, der Städtetag, aber auch die Gewerkschaft ver.di und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und der Fahrgastbeirat. Matthias Lieb, Landesvorsitzender des ökologischen Verkehrsclubs VCD und Mitglied im Fahrgastbeirat, hob die Bedeutung der gegenseitigen Wertschätzung zwischen den öffentlichen Verkehrsmitteln und ihren Nutzern hervor: „Die Fahrgäste frühzeitig in die Planungen einzubeziehen, ist für den Erfolg entscheidend.“
Die Empfehlungen der Experten seien im Konsens getroffen worden, hob Hermann hervor. „Mit der ÖPNV-Strategie 2030 sollen alle relevanten Akteure einen klaren Fahrplan haben, wie wir gemeinsam das Verdopplungsziel erreichen“, so der Verkehrsminister.
Die Handlungsfelder im einzelnen
Handlungsfeld 1 „allzeit mobil im ganzen Land“ sieht u.a. einen verlässlichen Viertelstundentakt der Verkehrsmittel in verdichteten Räumen und einen Halbstundentakt auf dem Land vor.
Handlungsfeld 2 „optimal verbunden“ zielt auf die bessere Vernetzung zwischen dem öffentlichen Verkehr, dem Fahrrad, dem Carsharing und anderen Mobilitätsangeboten sowie, wo dies sinnvoll ist, mit dem motorisierten Individualverkehr.
In Handlungsfeld 3 geht es darum, die bisherige Bevorzugung des Privatautos gegenüber Fahrrad, Fußverkehr und den Öffentlichen abzubauen, durch die Neuverteilung des Straßenraums, Parkraummanagement und Geschwindigkeitsbegrenzungen.
„Leistungsfähig und zukunftsorientiert“ soll laut Handlungsfeld 4 die Infrastruktur von Bus und Bahn werden, um die Reisezeiten zu verkürzen, Haltestellen und Stationen attraktiver zu machen.
„Komfortabel und klimafreundlich“ soll der Öffentliche Verkehr werden, lautet die Aufgabenstellung für Handlungsfeld 5. Hier geht es um Pünktlichkeit und Anschlusssicherheit, Bequemlichkeit der Fahrzeuge und um saubere Antriebe.
Attraktiv sollen nach Handlungsfeld 6 die Tarife werden, „einfach und verständlich“, um auch Gelegenheitsnutzern der Zugang zum Öffentlichen Verkehr zu erleichtern.
Kommunikation und Mobilitätskultur sollen laut Handlungsfeld 7 „verlässlich und sympathisch“ werden. Hierzu gehört insbesondere auch die Stärkung der Kundenrechte.
Handlungsfeld 8, der Rechts- und Finanzierungsrahmen, sieht den ÖPNV als kommunale Pflichtaufgabe vor. Dazu brauche es klare gesetzliche Vorgaben, aber auch eine solide Finanzierung. Wichtig seien auch attraktive Arbeitsbedingungen für die vielen neuen Arbeitskräfte, die im Nahverkehr eingestellt werden müssen.
Handlungsfelder 9 und 10 betreffen die notwendigen Umsetzungsstrukturen und Controlling-Mechanismen, um das Ziel bis 2030 zu erreichen.