Eine schnelle Verkehrs-Entlastung anstatt des langwierigen Ausbaus der Bundesstraße fordert der ökologische Verkehrsclub VCD für die Flughafen-Verbindung. Bessere ÖPNV- und Radangebote dagegen würden Menschen in den Fildergemeinden sofort von Lärm und Abgasen entlasten.
Im November hatte das Regierungspräsidium die Ausbaupläne vorgestellt. ADFC, VCD und die Allianz Mobilitätswende fordern vom Bundesverkehrsministerium einen Verzicht auf den Ausbau der B27, weil dieser den selbstgesteckten Mobilitätswende-Zielen und den völkerrechtlich bindenden Klimazielen entgegen steht.
“Zusätzliche Straßen und Fahrspuren bewegen Menschen dazu, immer mehr Wege mit dem Auto zurückzulegen,” kritisiert die Esslinger VCD-Kreisvorsitzende Petra Schulz die Ausbaupläne für die B27 zwischen Aichtal und Leinfelden-Echterdingen. Eine 6- oder gar 8-streifige B27 würde mehr und mehr Autos anziehen. Deutlich sei dies zu erkennen am Dauerstau nach dem maximalem Ausbau von A8 und dem Echterdinger Ei. ”Der verkehrswissenschaftliche Grundsatz lautet deshalb: Schleunigst S-Bahn, Bus und Radverbindungen ausbauen anstatt hunderte Millionen Euro im klimaschädlichen und auch verkehrlich sinnlosen Straßenausbau zu verbrennen.”
Romeo Edel, Sprecher der Allianz Mobilitätswende für Baden-Württemberg pflichtet ihr bei: “Der Ausbau der B27 ist kontraproduktiv. Für die Einhaltung des UN-Klimaabkommens zur Erreichung des 2 Grad-Ziels müssen wir unsere Mobilitätskultur rasch und radikal ändern. Mehr motorisierten Individualverkehr verkraftet weder die Stadt Stuttgart noch die Region.”
Im Sinn dieser Klimavorgaben hat die Landesregierung schon vor Jahren entschieden, bis 2030 Mobilität mit einem Drittel weniger Autoverkehr zu organisieren. Ein Ausbau der B27 stehe laut Edel im krassen Widerspruch dazu. Er verschlingt Gelder und bindet Personalressourcen, die beim Ausbau flächen- und umweltschonender Alternativen dann fehlen.
“Beim Busverkehr auf den Fildern wurde in letzter Zeit vieles verbessert, doch Busfahren muss noch erheblich attraktiver werden” kritisiert Schulz einige noch unübersichtliche Linienführungen. Zusätzliche Express-Busse und eng getaktete Linien auch abseits der S-Bahn-Halte verlässlich einzusetzen würden Pendlern schnell wirksame Alternativen zur B27 bieten. “Der S-Bahn-Ringschluss muss so rasch wie möglich umgesetzt werden.” Durch die Verlängerung von Filderstadt über Neuhausen nach Wendlingen erhöhe sich die Kapazität erheblich.
Den Flughafentunnel fahrradtauglich machen
Monika Knopf vom ADFC Fildern weist auf wichtige fehlende Radverbindungen hin: “Mit dem Geld, das der Tunnel am Zeppelinstein kostet, könnte man den Flughafentunnel fahrradtauglich machen.” Start- und Landebahn riegeln Bernhausen und Sielmingen von Stuttgart ab. „Der einzige Durchlass ist die B312 mit einem Radfahrverbot und einem schmalen Gehweg“, so Knopf. Pendler bräuchten durchgängige, saubere und direkte Rad-Netze.
„Insgesamt wäre in drei, vier Jahren ein deutlich lebenswerterer Filderraum möglich, anstatt Anwohner*innen bis 2030 zu vertrösten” fasst Schulz das Potenzial von Pop-Up-Rad-/Busspuren, taktverdichteten Bussen und Verdrängung der KFZ aus den Ortsdurchfahrten zusammen.