Mit seinem Buch „Schaden in der Oberleitung“ erregte Bahn-Experte und Stern-Autor Arno Luik 2019 Aufsehen. Seine These: Seit der Bahnreform im Jahr 1994, die in den Börsengang des Bundeskonzerns münden sollte, reiht sich bei der Deutschen Bahn AG ein Management-Fehler an den nächsten.
Anlässlich der Herausgabe seines Reports als Taschenbuchausgabe legte Luik jetzt noch einen drauf. In Gesprächen nach Lesungen hatten im Jahr 2020 (also vor der Pandemie) mehrere Bahnmitarbeiter ihm gegenüber aus dem Nähkästchen geplaudert. Zwischen unappetitlich und fahrlässig seien die Konsequenzen aus den Material- und Personaleinsparungen. ICE-3-Züge gingen mit defekten Toiletten oder nicht voll gereinigten Klimaanlagen aus dem Ausbesserungswerk auf die Reise, mitunter aber auch mit unzureichender Bremskraft. Dies die Erklärung, warum immer wieder ICEs nur 160 km/h schnell fahren dürfen und daher Anschlüsse verpassen. Defekte Schwellen, Weichen und Kreuzungen würden nicht mehr komplett ausgewechselt, sondern nur notdürftig repariert und gingen entsprechend schnell wieder kaputt. O-Ton eines Mitarbeiters: „Da ging es zu wie in Uganda“. Kein Wunder, benutzen nach Auskunft von Luiks Informanten Zugführer, die aufgrund von Personalknappheit von Einsatz zu Einsatz quer durch die Republik geschoben werden, lieber das Flugzeug, um pünktlich zu sein.
Die Vollsperrung der Strecke Würzburg-Hannover im Februar 2021, eine Premiere nach 30 Jahren auf dieser Strecke, erklärte ein Lokführer damit, dass die Gleise zwar befahrbar waren, die Bahn aber das Schneeräumen vor Rettungswegen und Betriebsbahnhöfen einsparte.
(Quelle: Stern)